Wenn Kinder mit Diabetes 1 erwachsen werden

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p>Unter Kindern und Jugendlichen ist Typ-1-Diabetes häufiger als eine Diabetes Typ 2. Grundsätzlich handelt es sich bei Typ-1-Diabetes um eine Autoimmunerkrankung, der Körper greift sich also, vereinfacht ausgedrückt, selbst an. Im Falle der Diabetes werden die Körperzellen, die Insulin produzieren, von Antikörpern angegriffen und zerstört. Insulin ist jedoch unerlässlich für den Zuckerstoffwechsel. Ohne ausreichend Insulin sammelt sich zu viel Zucker im Körper an, diese Störung des Stoffwechsels kann gefährliche Folgen haben. Bei Kindern zeigen sich die ersten Anzeichen häufig erst dann, wenn ein großer Teil der Zellen, die Insulin bilden, bereits zerstört sind. Dann gehören Symptome wie Müdigkeit, ungewöhnlich großer Durst, ein entsprechendes Trinkverhalten und ebenso übermäßig häufiges Wasserlassen zu den Warnsignalen für Typ-1-Diabetes.

Betroffene müssen ihrem Körper in regelmäßigen Abständen und in der richtigen Dosierung Insulin zuführen. Ist die Diagnose erst einmal gestellt, werden die betroffenen Kinder, in aller Regel auch die Eltern, im richtigen Umgang mit Zuckermessung, Insulinspritzen oder auch Insulinpumpe geschult. Der richtige Zeitpunkt und die richtige Dosis sind wichtig, damit der Zuckerspiegel im Körper nicht zu hoch oder zu niedrig wird. Bei Kindern können Eltern in aller Regel noch viel begleiten und deutlichen Einfluss darauf nehmen, dass die Therapie der Diabetes in den richtigen Bahnen verläuft. Auch auf eine regelmäßige Gestaltung des Alltags können Eltern noch gut einwirken.

Eine besondere Phase ist jedoch der Übergang vom Kind zum Erwachsenen. In dieser Übergangszeit spielen mehrere Faktoren eine wichtige Rolle. Dazu gehört beispielsweise, dass sich der Hormonhaushalt von Teenagern stark umstellen und neu einpendeln muss. Die Pubertät ist häufig auch mit Stress und entsprechenden Stresshormonen verbunden. Der Hormonhaushalt ist wiederum ein Aspekt, der Einfluss auf den Zuckerspiegel und die richtige Dosierung des Insulins hat.

Dazu kommt, dass Heranwachsende auch von der Kinder- und Jugendmedizin in die Erwachsenenmedizin überwechseln. Dieser Wechsel wird auch als Transition bezeichnet und geschieht zum 18. Lebensjahr. In diesem Zusammenhang wird eine höhere Eigenverantwortung bei der Behandlung von ihnen erwartet, die viele Teenager erst lernen bzw. an die sie sich gewöhnen müssen.

Ein weiterer Faktor ist die zunehmende Abnabelung von den Eltern. Teenager wollen zunehmend auf eigenen Füßen stehen, sind auch lieber mal mit Freunden unterwegs, statt pünktlich zum Essen zu Hause zu sein. Unregelmäßigkeiten in den Mahlzeiten sind jedoch für die korrekte Therapie bei Typ-1-Diabetes alles andere als förderlich. Bei vielen ablenkenden Freizeitaktivitäten steigt auch das Risiko, dass eine Insulingabe vergessen wird, weil die Teenager gerade zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt sind. Auch die veränderten Lebensumstände, wie zum Beispiel Beziehungen, Schulabschluss, Berufsstart oder Ähnliches sind für die Betroffenen häufig wichtigere Faktoren als die Behandlung der Erkrankung.

Gerade in dieser Periode des Heranwachsens ist es also wichtig, dass die Behandlung der Diabetes-Erkrankung kontinuierlich bleibt, um keine Folgeschäden zu riskieren. Andererseits ist es aber auch wichtig, dass die jungen Erwachsenen altersgerecht betreut werden, dass die Behandlung an ihre wechselnden Lebensumstände angepasst werden kann und dabei flexibel genug bleibt. Dass sich die betreuenden Mediziner ausreichend miteinander absprechen, wird ebenfalls als wichtig erachtet. Die Transitionsphase, in der Jugendliche allmählich zu Erwachsenen werden, ist anfällig dafür, dass der Kontakt zur notwendigen medizinischen Betreuung verloren geht. Dies gilt es zu vermeiden.

Ein Programm, das sich speziell um Jugendliche an der Schwelle zum Erwachsenen kümmert und den Übergang zur Erwachsenenmedizin erleichtern möchte, ist das Berliner Transitionsprogramm (www.btp-ev.de). Dieses Programm wurde in Berlin begründet und hat sich bisher vor allem in Norddeutschland verbreitet, es gibt jedoch auch eine Außenstelle in Hessen. Das Programm dient als Anlaufstelle für Jugendliche mit chronischen Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes, aber auch für deren Eltern.

Da Typ-1-Diabetes das ganze Leben lang in enger medizinischer Betreuung behandelt werden muss, ist es wichtig, dass Betroffene die Maßnahmen in ihr Leben integrieren und die Behandlung auch im Alltag durchgehend gewährleistet ist. Die sensible Phase im Übergang zwischen Jugendlichen und Erwachsenen möglichst reibungslos zu gestalten, stellt dabei eine wichtige Etappe dar.

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